Psoriasis-Arthritis bei Kindern und Jugendlichen
Entzündlich-rheumatische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen werden unter dem Begriff juvenile idiopathische Arthritis (JIA) zusammengefasst. Diese Krankheiten, umgangssprachlich als „Kinderrheuma“ bezeichnet, sind als Arthritis mit unbekannter Ursache definiert, die mit einer Symptomdauer von mindestens sechs Wochen vor dem 16. Lebensjahr auftritt.1 Zu der Gruppe der JIA zählt unter anderem die Psoriasis-Arthritis bei Kindern und Jugendlichen, auch juvenile Psoriasis-Arthritis (jPsA) genannt.2
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Juvenile Psoriasis-Arthritis: Häufigkeit und Symptome
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In Deutschland sind rund 13.000 Kinder und Jugendliche an JIA erkrankt, circa sechs Prozent von ihnen leiden an einer juvenilen Psoriasis-Arthritis.2,3 Die Erkrankung tritt in zwei Altersabschnitten auf – entweder zwischen dem zweiten und vierten Lebensjahr (Early-Onset) oder zwischen dem neunten und elften Lebensjahr (Late-Onset). Unterschiede gibt es vor allem bei der Häufigkeit von Hautsymptomen.4 Mädchen sind häufiger betroffen als Jungen.
Eine Psoriasis-Arthritis bei Kindern und Jugendlichen äußert sich mit folgenden Symptomen: Entweder weisen zwei bis vier Gelenke gleichzeitig Entzündungen auf (Oligoarthritis), oder es sind alle Gelenke und Weichteile eines Fingers oder einer Zehe entzündet und geschwollen (Daktylitis).
Betroffene sind häufig ANA-positiv, das bedeutet: Es lassen sich antinukleäre Antikörper (auch Autoantikörper) im Körper nachweisen, also Antikörper, die sich gegen die eigenen Körperzellen richten. Warum das Immunsystem diese Autoantikörper bildet, ist nicht bekannt. Forschungsergebnisse deuten auch auf einen genetischen Zusammenhang der jPsA bei einigen Betroffenen der Altersgruppe von neun bis elf Jahren hin.5 Beide Nachweise können Hinweise auf die Diagnose geben. Häufige Begleiterkrankungen (Komorbiditäten) sind chronische Uveitis (Entzündung des Augeninneren), Darmentzündungen und Depressionen.6,7,8,9,10,11,12
Eine Psoriasis-Arthritis muss nicht immer die typischen Hautsymptome anderer Psoriasisformen wie Schuppen und Pusteln aufweisen – bei der jPsA zeigen vor allem Patient*innen der jüngeren Altersgruppe (Early-Onset) weniger Hautbefall. Tritt Psoriasis auf, finden sich Schuppenbildungen vor allem am Haaransatz, an den Augenlidern oder den Bereichen hinter den Ohren.10
Laut der Leitlinie1 der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR) und der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) sind die Kriterien für eine Psoriasis-Arthritis bei Kindern und Jugendlichen entweder das gleichzeitige Auftreten von Arthritis und Psoriasis oder die Diagnose einer Arthritis gemeinsam mit mindestens zwei der folgenden Kriterien:
- Daktylitis (verdickte Finger, sogenannte Wurstfinger)
- Nagelveränderungen (Tüpfelung, kleine runde bis ovale Grübchen in der Nagelplatte, oder Onycholyse, Ablösung eines Nagels)
- Schuppenflechte bei Verwandten ersten Grades
Die Ursachen von entzündlich-rheumatischen Erkrankungen wie jPsA sind noch nicht endgültig erforscht. Es handelt sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der es zu einer Fehlreaktion des Immunsystems kommt.13
Besonderheiten der Behandlung einer Psoriasis-Arthritis bei Kindern und Jugendlichen
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Ähnlich der Therapie von Erwachsenen kommen bei Kindern und Jugendlichen für die Therapie einer Psoriasis-Arthritis in erster Linie medikamentöse und physiotherapeutische Behandlungen zum Einsatz.1,10,14 Die medikamentösen Möglichkeiten sind eingeschränkt, da für Kinder und Jugendliche weniger Wirkstoffe zugelassen und die möglichen Dosierungen reduziert sind.
Die wesentlichen Ziele der Behandlung einer Psoriasis-Arthritis bei Kindern und Jugendlichen lauten:
- Schmerzen lindern
- Schädigungen verhindern
- Begleiterkrankungen vorbeugen
Das soll die Lebensqualität verbessern, die Beweglichkeit der Gelenke gewährleisten sowie Beeinträchtigungen von Wachstum und Entwicklung der jungen Patient*innen verhindern.1,10,14
Während bei anderen JIA-Erkrankungen zunächst nicht steroidale Anti-Rheumatika (NSAR) zum Einsatz kommen, die schmerzlindernd und entzündungshemmend wirken, werden bei einer jPsA im ersten Schritt Basistherapeutika verwendet. Die auch DMARDs (Disease Modifying Anti-Rheumatic Drugs) genannten Medikamente wirken auf das Immunsystem und können so Entzündungen mindern beziehungsweise unterdrücken.1,10,14
Erzielen die Basistherapeutika nicht die gewünschte Wirkung, lassen sich zusätzlich sogenannte Biologika einsetzen. Die aus Zellkulturen hergestellten Medikamente können sehr gezielt in das Immunsystem eingreifen und entzündungsfördernde Prozesse unterdrücken. Mittlerweile ist eine Reihe dieser Wirkstoffe auch für die Behandlung einer Psoriasis-Arthritis bei Kindern und Jugendlichen zugelassen.1,10,14
Jede chronische Erkrankung belastet die Betroffenen psychisch – das kann sogar zu den bereits erwähnten Depressionen führen. Bei jungen Patient*innen und ihren Familien sind diese psychosozialen Belastungen häufig besonders komplex. Gleichzeitig sind das Verstehen der Erkrankung sowie die Einsicht in die Notwendigkeit der Therapie und ihre verlässliche Durchführung von großer Bedeutung. Die intensive Schulung der Patient*innen ist deshalb ein wichtiger Teil der Therapie einer jPsA. Zudem sollte frühzeitig die Behandlung durch ein psychosoziales Team in Betracht gezogen werden.1,10,14
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Quellen:
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